Hätte vor zwei oder drei Jahren noch jemand daran geglaubt, dass die E3 schon 2010 wieder ein ganz großes Ereignis sein wird? Insbesondere Fans des Publisher-Riesen Nintendo wurden damals auf übelste Art und Weise vor den Kopf gestoßen. Aber jetzt, wo die Wirtschaftskrise als großteils überstanden gilt wollen die Entwickler und Publisher scheinbar wieder ganz dick auftragen und die E3 ist plötzlich der potentiell größte Wurf der Videospiel-Welt in diesem Jahr. Wohl gemerkt: Nur potentiell. Denn wo in den Vorjahren die Gerüchteküche vor der Mega-Messe in L.A. durchaus gebrodelt hat, kocht sie jetzt nahezu über. Trotz der Absage von Rockstar sollte das Line Up nicht unterschätzt werden, denn Titel wie Fable 3, The Legend of Zelda, Metroid: Other M, Beyond Good and Evil 2, Gothic 4, Star Wars: The old Republic, Diablo 3, Crysis 2, Fallout: New Vegas und Two Worlds 2 geistern durch die Köpfe der Newsposter und auch wenn man davon ausgehen kann, dass nicht alle der genannten Spiele auf der Messe zu sehen sein werden, kommt danach ja immernoch die Gamescom, für die zum Beispiel eine anspielbare Version von Guild Wars 2 angekündigt wurde!
Noch viel interessanter sind allerdings wie jedes Jahr die Gerüchte. Valve sagte beispielsweise die Präsentation des bereits jetzt ganz oben in der Most-Wanted-Liste stehenden Portal 2 ab, um eine „Überraschung“ zu enthüllen. Vielleicht neues Material für Half Life 2? Oder wie wäre es mit einem Titel aus England? Dabei spiele ich auf kein geringeres Entwicklerteam als Rare an. Zugegeben, die Ladies and Gentlemen haben in letzter Zeit eher mit mittelprächtiger Ware auf sich aufmerksam gemacht, aber es befindet sich ein Exklusivtitel für Project Natal in Entwicklung, da liegt es nahe, dass es sich Publisher Microsoft einiges kosten lassen könnte, einen Blockbuster-Titel zum Start des hauseigenen Ganzkörpercontrollers erscheinen zu lassen. Das neue Logo, oder viel mehr die vier neuen Logos die Rare zum 25. Geburtstag veröffentlicht hat deuten ja auf einen Neuanfang hin.
„Laaangweilig!“ schreien nun die Nintendo-Fanboys die trotz einer Schelle nach der anderen durch die Japaner immernoch an ihrer Wii hängen und durch Super Mario Galaxy 2 in naher Zukunft durchaus verwöhnt sein werden, wenn es nach L.A. geht. Apple macht dem gigantischen Konzern aus dem Land der aufgehenden Sonne ja bereits Konkurrenz und auch die direkten Geschäfts-Feinde Sony und Microsoft sind auf den Zug der Bewegungssteuerung aufgesprungen. Wie die Vergangenheit zeigt, fällt Nintendo immer die undankbare Rolle des bestohlenen Erfinders zu: Analog-Stick, Schultertasten, Rumble-Feature, Förderung eines oben genannten britischen Entwicklers und nun die Bewegungssteuerung, all diese Dinge wurden von Nintendo erfunden und von der Konkurrenz übernommen. Bisher hatte Nintendo finanziell auf die Dauer immer das Nachsehen. Was tun? Mit Blockbustern protzen! Zwei große Mario-Titel auf einer Konsole, das ist Premiere. Und um an den N64 und den GC anzuknüpfen sollen es nun auch zwei Zeldas werden. Dass der neue Teil der Reihe auf der E3 gezeigt werden wird ist bekannt, unbestätigt sind jedoch folgende durchaus glaubwürdige Behauptungen: Zeitreisen, Nebenquests, ausgeprägte NPC-Interaktion, viele Flugeinlagen, eine neue Grundwaffe als Alternative zum Schwert, ein komplett neues Kampfsystem das alles bisher gesehene in den Schatten stellen soll und als wäre das nicht genug soll der Titel auch noch anspielbar sein und sich bereits in der Feinschliff-Phase befinden. Klingt zu gut um wahr zu sein, könnte aber durchaus auf uns zu kommen.
Zurück nach Europa. Noch nicht zur Gamescom, sondern zu einem französischen Publisher der in letzter Zeit allen über Jahre aufgebauten guten Ruf verspielt hat – man denke nur an den umstrittenen Kopierschutz. Die Rede ist natürlich von Ubisoft. Wie können die Mitarbeiter des Großkonzerns auf eine Messe gehen, ohne fürchten zu müssen, mit Mistgabeln und Fackeln aus dem Land gejagt zu werden? Die Antwort lautet Michel Ancel. Dieser Mann hat es geschafft die Augen der ganzen Videospielwelt über mehrere Tage auf sich zu richten. Dabei hat er selber garnichts bekannt gegeben, viel mehr wurde er Opfer einer relativ dreisten Behauptung, nämlich der, er habe Ubisoft verlassen. An die Gelegenheitsspieler unter uns: Das ist insofern eine recht brisante Neuigkeit, weil besagter Mann nicht irgendein Garagen-Entwickler ist, sondern der Erfinder des Ubisoft-Maskottchens Rayman. Nun war er allerdings auch für einen Liebling der Kritiker verantwortlich, der sich nahezu katastrophal schlecht verkaufte. Das Action-Adventure Beyond Good and Evil sollte nach langer Zeit endlich einen Nachfolger erhalten, der nun schon recht lange angekündigt ist aber quasi monatlich von irgendwelchen Pseudo-Quellen als abgesagt bezeichnet wird. So stand dies auch in den letzten Tagen zur Debatte, wurde aber dementiert. Wirklich interessant für die bevorstehenden Messen ist aber Ancels größtes Werk, eben jener Rayman. Durch die Gerüchte um Ancels Abtritt erschienen wiederum Gerüchte auf der Bildfläche, die behaupteten, Rayman bekäme nach langer Zeit endlich einen richtigen Nachfolger spendiert – durch seinen Schöpfer höchstpersönlich. Das könnte den Ruf der Franzosen zumindest etwas aufbessern. Sollte eine weitere Minispielsammlung dabei herauskommen wäre dies jedoch ein Desaster, wir wissen ja was aus Banjo und Kazooie nach dem Experiment „Banjo Pilot“ geworden ist. Eine kleine Information am Rande: „I am alive“ befindet sich übrigens auch noch in Entwicklung.
Und dann wäre da noch ein ganz frisches Werk aus der Gerüchteküche. Pünktlich zum baldigen Release des wahrscheinlich größten Modifikations-Projekts für The elder Scrolls: Oblivion aller Zeiten mit Namen „Nehrim“ - übrigens aus deutschen Landen – scheint die japanische Famitsu Informationen über eine große Überraschung durch Bethesda auf der E3 erhalten zu haben. Worum es sich dabei handeln könnte überlasse ich mal eurer Phantasie. Ich tippe ganz naiv auf einen Nachfolger zu Oblivion.
Nun aber vor die eigene Haustür. Letztes Jahr feierte die Gamescom in Köln Premiere und war direkt beim ersten Anlauf die Videospielmesse mit den meisten Besuchern des Jahres – weltweit. Es wird sicher wieder einiges geboten werden, vor der E3 lässt sich aber nicht sehr viel zur Gamescom sagen, denn nicht alle Firmen stellen die Spiele die in L.A. zu sehen waren auch in Köln vor. Eines steht aber fest: WoP wird für euch Redakteure nach Köln schicken. Bis dahin hoffe ich aber erstmal auf ein Aufgebot an hochqualitativen Spielen in Amerika.
Euer
-Raptor-