Die Köln-Messe wird vom 18. bis zum 22. August wieder Menschen aus aller Welt anlocken. Konsumenten und Produzenten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Journalisten und Neugierige... Und alles dreht sich um die Unterhaltung, genauer gesagt um Spiele. Schon letztes Jahr entbrannte dabei ein erbitterter Kampf zwischen E3 und Gamescom, denn es geht nach wie vor um nichts geringeres als den Titel der weltweiten Leitmesse. Und wo letztes Jahr noch gesunde Skepsis vorherrschte und die E3 als annähernd unantastbar galt, da wird dem Neuling aus Köln dieses Jahr durchaus Respekt entgegengebracht. Doch ist das berechtigt? Rosig sieht es für Europas größte Videospielmesse jedenfalls nicht aus. Nintendo hält den 3DS aus dem Line Up raus und gibt keine Pressekonferenz, Microsoft hat lange gezögert, Sega kommt erst garnicht und ein Rechtsstreit zwischen dem Geländebesitzer und der Stadt Köln bedroht die ganze Messe. Für Fans von Two Worlds 2 kommt es sogar noch schlechter: Der Publisher Zuxxez ist nicht als Aussteller aufgelistet und beantwortet keine Nachfragen.
Trotz allem gehe ich jedoch sehr optimistisch und voller Vorfreude nach Köln. Das liegt natürlich einerseits daran, dass dies meine erste Spielemesse als offizieller Pressevertreter sein wird, andererseits und vor allem aber an Titeln wie „The Legend of Zelda: Skyward Sword“ oder „Guild Wars 2“. Auch gespannt bin ich auf den Auftritt von Microsoft. Werde ich Kinect anspielen können? Wird Rare endlich zur Vernunft kommen und den Fans etwas schmackhaftes servieren? Wird Peter Molyneux mit Fable 3 ein weiteres Ausrufezeichen hinter die Qualität der Serie setzen? Wird es zu Neuankündigungen kommen?
Aber zurück auf den Boden der Tatsachen: Wirklich beeindruckende Ankündigungen erwartet fast niemand von der Kölner Messe. Dafür ist einerseits die internationale Aufmerksamkeit nicht groß genug und andererseits der Effekt zu klein. In Zeiten, in denen ein Publisher ganz einfach eine eigene Messe starten kann um ein Spiel vorzustellen, verlieren die großen Messen immer weiter an Bedeutung. Natürlich hört das niemand gerne, aber ändern lässt es sich leider nicht.
So kurz vor der Messe sind solche Spekulationen uninteressant, die Spiele an sich stehen im Vordergrund. Was sind also meine größten Hoffnungsträger? Allen voran steht natürlich der neueste Ableger der Zelda-Reihe, denn mit Wii Motion Plus scheint nun endlich eine vollkommen freie Schwerthandhabung möglich zu sein. Der neue Grafikstil hat mir schon bei der Präsentation auf der E3 zugesagt, bleibt nur zu hoffen, dass Skyward Sword nicht krampfhaft ernst und düster werden soll, denn das wäre bei dieser Grafik eher lächerlich als atmosphärisch.
Doch Zelda ist nicht der einzige Blickfang, denn der 18.8.2010 wird der erste Tag der Geschichte der Videospiele sein, an dem Guild Wars 2 öffentlich anspielbar sein wird. Und sollte sich der bisherige Eindruck bestätigen, dann steht mit diesem Spiel der erste wirklich ernst zu nehmende WoW-Killer auf dem Schlachtfeld der MMORPGs. Eine freie Welt mit globalen Events, eine durchaus beeindruckende Grafik (zumindest für ein Online-Spiel), ein erfahrener Entwickler, ein verhältnismäßig innovatives Kampfsystem und das alles ohne monatliche Kosten. Schon oft haben Entwickler versucht, ein Spiel dieses Genres zu veröffentlichen, das Mainstream und Hardcore-Zocker gleichermaßen anspricht, bisher sind alle gescheitert. Alle außer Blizzard. Und egal wie Guild Wars 2 in den Läden abschneiden wird, es ist auf jeden Fall schon jetzt der ambitionierteste Thronfolger für Blizzards Gelddruckmaschine schlechthin.
Aber es geht auch klassischer. Am besten könnte man das was nun folgt als „oldschool“ bezeichnen. Denn bei aller 3D-Technologie wird 2D immer populärer. Gleich vier vielversprechende Titel mit großen Namen befinden sich in Entwicklung und werden teilweise auf der Gamescom vorgestellt: Donkey Kong Country Returns von keinem geringeren als den Retro Studios, Kirbys Epic Yarn von Nintendo, Sonic the Hedgehog 4 von Sega (leider nicht anwesend) und Rayman Origins von Ubisoft. Und auch wenn ich mit 3D-Titeln aufgewachsen bin, bin ich sehr gespannt auf besagte Spiele, denn sie werden zumindest sehr wahrscheinlich qualitativ hochwertig. Und das ist in Zeiten von Bug-Orgien und Pseudo-Innovationen einiges wert, denn lieber spiele ich ein technisch schwaches Spiel bei dem ich weiß was mich erwartet, als einen verstümmelten Ableger meiner Lieblingsserie – siehe Banjo Kazooie: Schraube Locker.